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Wie ich Trauma verstehe

Warum viele Trauma-Ansätze am Wesentlichen vorbeigehen.

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Nach Jahren eigener Heilungsprozesse, dem Studium körperorientierter Ansätze und der Begleitung anderer Menschen sehe ich Trauma heute nicht mehr als eine Geschichte, die wir erzählen – sondern als ein Muster, das unser Körper erinnert.

Diese Seite ist keine Methode und kein Versprechen.
Sie ist eine Perspektive – eine Karte dessen, was ich immer wieder erlebt habe, in mir selbst und bei den Menschen, mit denen ich arbeite:

Wirkliche Transformation geschieht erst, wenn der Körper sich sicher genug fühlt, um loszulassen.

Der Körper erinnert sich

Wenn wir nicht lernen, im Körper anders zu reagieren, wenn unsere tiefsten Wunden berührt werden, verlieren wir die Fähigkeit, intensive Emotionen zu fühlen und dabei mit uns selbst verbunden zu bleiben.

Unsere Angst zeigt sich in unbewussten Reaktionen – Anspannung, flacher Atem, innerer Rückzug. Diese automatischen Muster rufen genau das gleiche Gefühl von Hilflosigkeit und Erstarrung hervor, das einst notwendig war, um zu überleben.

Selbst wenn dir jemand sagt: „Entspann den Bauch“ oder „Atme weiter“ – oft funktioniert das nicht.
Denn Traumastrukturen liegen in Schichten, die wir mit dem Verstand nicht erreichen.

Es braucht feinfühlige, körperbasierte Begleitung, um wieder Kontakt mit diesen Bereichen aufzunehmen – und dem System neue Antworten beizubringen.

Doch bevor wir wirklich fühlen können, was früher zu viel war, müssen wir oft erst innere Ressourcen aufbauen.
Zum Beispiel:
– Ein tieferer Atem schenkt Energie und innere Stabilität
– Ein entspannter Bauch und weiches Bindegewebe lassen emotionale Energie fließen
– Knochen und Becken bringen Erdung und ein tiefes Gefühl von Sicherheit

Ja – wir wollen alles fühlen.
Aber nicht ohne die Fähigkeit, dabei im Körper präsent zu bleiben.

Warum so viel Traumaarbeit 

an der Oberfläche bleibt...

Viele Menschen – und viele Methoden – gehen in die Geschichte oder die Emotion, bevor der Körper überhaupt bereit ist.

Deshalb helfen selbst kraftvolle Techniken oft nur bis zu einem gewissen Punkt – ohne wirklich an die Wurzel des Traumas zu gelangen oder das tief verankerte Selbst- und Weltbild zu verändern, das daraus entstanden ist.

Typische Ansätze, die oft angeboten werden:
– Das erneute Durchleben traumatischer Erinnerungen
– Schrittweises Aufbauen von Sicherheit
– Emotionale Katharsis
– Arbeit mit erotischer Energie
– Einsatz von Psychedelika, Hypnose oder neuronaler Umprogrammierung
– Somatische Tools wie Atem, Bewegung oder bewusste Präsenz

All diese Methoden können wertvoll sein – besonders in bestimmten Phasen eines individuellen Heilungsweges.

Doch in vielen Fällen kreisen sie nur um die Wunde – anstatt sie im Kern aufzulösen.

Das fehlende Puzzlestück

Was oft fehlt, ist Folgendes:
Die Fähigkeit, zu lesen, wie Trauma im Körper lebt – und darauf präzise, vielschichtig und integriert zu antworten.

Ohne das bleibt Heilung oft teilweise, vorübergehend – oder umgeht unbewusst das, was am verletzlichsten ist.

Denn Trauma ist nicht das, was passiert ist.
Es ist die Reaktion des Körpers.
Und diese Reaktion ist einzigartig, komplex und tief verankert.

Diese Reaktionsmuster werden zu unserem „Normal“.
Sie prägen, wie wir atmen, uns bewegen, in Beziehung gehen – ja, sogar wie wir Realität wahrnehmen.
Und wir verwechseln sie mit dem, was wir sind.

Erst wenn diese körperlichen Reaktionen bewusst werden, gewinnen wir Wahlfreiheit zurück.

Dann können wir intensiven Momenten auf eine neue Weise begegnen.

Was Traumaarbeit braucht

Wahre Traumaarbeit geschieht durch den Körper – direkt, intelligent und in die Tiefe.
Das bedeutet, mit dem gesamten System zu arbeiten:

Haut, Sinne, Faszien, Gelenke, Atem, Muskeln, Knochen, Organe, Nerven, Gehirn, Genitalien...
…und mit dem, wie Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther durch all das wirken.

Es braucht Präsenz, Werkzeuge und echte Kompetenz.
Berührung, die aufweckt, erdet, entspannt oder bewegt – nicht durch Druck, sondern durch Zuhören.
Es geht nicht ums Reparieren – sondern ums Erinnern.
Erinnern an das, was der Körper bereits weiß – wenn er sich wieder sicher fühlt.

Und das ist nicht abstrakt.
Du kannst es spüren, wenn dein System sich öffnet.
Wenn Atem und Bewegung zurückkehren.
Wenn dein Körper beginnt, dem Moment zu vertrauen.

Zum Schluss

Diese Sichtweise mag manche Vorstellungen herausfordern – und das ist okay.

Viele meiner Freunde sind ebenfalls in der Traumaarbeit tätig.
Ich vertraue ihren Wegen.

Und doch sehe ich, wie viel unaufgelöstes Trauma noch in vielen von uns lebt –
auch in jenen, die überwiegend mit Bewusstsein arbeiten – selbst in „körperbasierten“ Methoden, die Materie nicht wirklich einbeziehen.

Zum Beispiel: Atemarbeit kann kraftvoll sein.
Aber sie ist nicht immer zugänglich – vor allem nicht mitten in einem Trigger.
Was wir wirklich brauchen, ist die Fähigkeit, im ganz normalen Alltag mit unseren Emotionen sicher zu sein – nicht nur in erweiterten Bewusstseinszuständen.

Für mich zeigt sich hier oft eine feine Lücke –
eine Tendenz, dem Geist mehr zu vertrauen als dem Körper.

Es hat Zeit gebraucht, bis ich fühlen konnte:
Beides ist heilig.
Die gleiche Intelligenz wirkt in Körper und Geist – nur auf ganz unterschiedliche Weise.

Und dieses Lernen geht weiter.

Was ich erlebt habe

Diese Arbeit ist kein kleines Upgrade.
Sie lädt zu einer tiefen Reorganisation ein.

Eine, die dein Selbstbild erschüttern kann –
aber auch wahre Freiheit, echte Lebendigkeit und tiefes Fühlen bringt.

Es ist wunderschön.
Und es ist herausfordernd.

Bist du bereit, dem wirklich zu begegnen, was in dir lebt?

Die gute Nachricht ist:
Wir sind sowieso schon auf dem Weg.
Die eigentliche Frage ist nur:
Wie lange wollen wir dafür brauchen?

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